Freitag, 6. Juni 2025

 Das Fazit:

Wieder ist ein Puzzelteil der (meiner) Gesamtroute der Panamericana mit dem Motorrad gefahren worden. Neben Kolumbien 2024 war es das zweite Mal, dass ich Chile und Argentinien mit dem Mietmotorrad in Südamerika bereisen durfte. Wir haben wieder viele, ähnlich unterwegs Reisende, getroffen - und jeder hatte sein eigenes Konzept zur Umsetzung seine Reiseroute dabei. Was aber immer wieder auffällt ist, das bei den Reisenden, die mehrere Monate, oder sogar Jahre unterwegs sind, eine gewisse Reisemüdigkeit vorherrscht.
Zu viele Eindrücke um das Gesehene zu verarbeiten sind oftmals der Grund.
Das ist bei uns nicht so, denn wir machen unsere Reisenden in "arbeitnehmerfreundlichen Etappen" und freuen uns genauso auf zu Hause, wie auf die nächste Reise.

Mitreisende:
Wir waren diesmal zu dritt, was natürlich die Hotelkosten nicht halbiert, sondern drittelt. Natürlich gilt es sich dann auch etwas umzustellen, denn Bedürfnisse wollen auch befriedigt werden (Fotos, Drohne usw.) Wir kennen uns seit über 30 Jahren, von daher wissen wir, wie der Andere tickt.

Motorrad:
Wir haben aus Deutschland über GS-Sportreisenden eine chinesische CF Moto MT 450 gemietet. Mit dem Motorrad hatten wir viel Spaß. Von der Gesamtstrecke sind wir ca. 15-20% Schotter unterschiedlichster Art gefahren und auch das Koffersystem von CF Moto hat hervorragend seinen Dienst getan. Unser Vermieter, der an die 30 Maschinen unterschiedlichster Marken zur Vermietung hat, sagt: Preis/Leistung (Motorrad kostet ca. 7000-8000 €) passt wesentlich besser, als bei BMW. Auch die Haltbarkeit wäre bei den Chinesen besser. Auch AfricanTwin oder Tenere findet man in seiner Garage, aber er hält die CF 450 für einen großen Wurf (in D übrigens ausverkauft). So viele interessierte Biker an der CF Moto haben wir selten erlebt.  

Der Streckenverlauf:
Gestartet wurde in Punta Arenas in Chile, geschuldet der Verfügbarkeit der Mietmaschinen. Danach runter bis zum südlichsten Punkt Ushuaia. Danach weiter nördlich bis Temuco, wo wir die Motorräder wieder abgegeben haben. Das wir durch den extremen Wind, teilweise 6 Stunden verloren haben, um auf die Fähre zu warten, muss man einkalkulieren.
Glück hatten wir das erste Mal, als wir die Unterkunft noch wechseln konnten, bei der 2. Fähre mussten wir ab er in der Nacht fahren, was ich in einem fremden Urlaubsland eigentlich vermeide.


Kosten:
Der Flug bei KLM (weil wir von der Lufthansa die letzten Male so enttäuscht wurden) hat 1082 € gekostet.
Das Mietmotorrad lag mit Vollkasko-Versicherung bei 2514 € bei der Mietdauer von 10 Tagen

Sonderausgaben:
Hier sind die Eintrittsgelder für die Pinguintour, den Eintritt für den Gletscher und die Fährüberfahrten zu nennen. Hier sind pro Person ca. 200 Euro pro Person zusammengekommen. Bei 15 Tagen gerundet ca. 15 Euro pro Person und Tag.

Hotel 1.231,27 € - 
Essen 1.381,56 € - Tanken 721,55 € - Transport (Uber, LATAM Handgepäck, Fähren) 380,88 € - Sonstiges 456,12 €

Die Highlights: 
Diese waren für mich definitiv der Eis-Gletscher „Perito Moreno“ (in der Nähe des Ortes „El Calafate“), gefolgt von den Pinguinen auf Magdalena Island (in der Nähe von Punta Arenas). Das dritte Highlight war für mich das Befahren der „Routa 7/carreterra austral“ zwischen Chaiten und Puerto Montt.
Von Buenos Aires war ich angetan, aber nicht restlos begeistert. Das Steak-Essen haben wir zwar gemacht, aber es war nicht billig (nachdem der Präsident die Steuern kräftig angehoben hat), die Sehenswürdigkeiten wurden besucht.
Natürlich ist das "Ende der Welt" oder "Fin de Mundo" sprich Ushuaia für mich ebenfalls ein Highlight - wenn auch nicht das Unbedingte. Es war Bestandteil der Tour und gehörte für mich dazu. 

So preiswert und günstig, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Chile war von der Infrastruktur (Zustand und Qualität der Strassen usw.) weiter als Argentinien. Wenn Du z.B. von einer Schotterpiste auf das Grenzhaus zugefahren bist, war auf der Chilenischen Seite Asphalt.
Gegessen haben wir immer gut - in beiden Ländern.

Die Straßen:
Die Schotterabschnitte (sowohl in Argentinien als auch in Chile) haben eine schlechte Qualität. Verwendet werden ungebrochene Kieselsteine die auch nach mehrmaligen Walzen nicht fest werden. Ein wegrutschen des Vorderrades ist nur unter großer Konzentration und Anstrengung zu vermeiden, vor allem in den Bereichen wo der (Murmel-) Schotter frisch aufgetragen wurde. Sowohl mein Mitfahrer Frank als auch ich haben mehrfach auf der Seite gelegen. Wir sind über 1.000 km Schotter in Alaska und Kanada (ohne mich „hinzulegen“) gefahren, der Schotter dort ist viel besser zu fahren, da gebrochene Steine aufgetragen werden, die nach Walzen eine feste und fahrbare Oberfläche ergeben. Generell ist noch zu sagen, dass die Straßen in Chile (sowohl mit Schotter als auch Bitumenbelag) eine bessere Qualität aufweisen als in Argentinien. Die Bitumenabschnitte sind in beiden Ländern ok, allerdings ist in Argentinien meist (auf der Routa 40 im Besonderen) mit massiven Schlaglöchern zu rechnen.

Das Wetter: Februar ist Hochsommer im Zielgebiet, heißt in der ersten Woche (grob vom Gletscher Perito Moreno bis Ushuaia) grob 5-15 Grad Celsius, meist SEHR SEHR windig. Kurz vor Ushuaia hatten wir Schneeregen mit 2 Grad Celsius. In der zweiten Woche (grob ab dem Gletscher Perito Moreno bis Pucón) waren es mittags auch mal 20-25 Grad Celsius. In Santiago de Chile waren es fast 40 Grad Celsius, in Buenos Aires war es sehr schwül und regnerisch bei 25 bis 30 Grad Celsius. Zusammenfassend ist es eine Herausforderung für einen Temperaturbereich von 2-40 Grad Celsius Motorradklamotten einzupacken, da de Platz im Koffer begrenzt ist. Das Zwiebelprinzip hilft.

Generell: Die Strecken im Süden Argentiniens sind sehr eintönig und bei Wind ist es sehr anstrengend zu fahren. Man sieht oft nichts weiter als vergilbte Wiesen bis zum Horizont. Ab und zu stehen Guanakos am Straßenrand. Die Tiere sind interessant anzusehen und sorgen für Abwechslung beim Fahrer. Ab und zu sieht man z.B. auch Kondore und Nandus. Die Routa 7 in Chile ist deutlich abwechslungsreicher.


Zusammenfassung: 
Eine schöne Strecke und eine tolle Tour zum Nachmachen. Ich würde dieselbe Tour aber nicht noch einmal fahren. Wenn ich mir Gesamtamerika anschaue ist für mich der Norden, mit Alaska und Kanada, etwas reizvoller als der Süden mit Chile und Argentinien. Der Schotter in Chile und Argentinien war so anspruchsvoll und stellenweise gefährlich war (wir haben auch andere Motorradunfälle – mit Krankenwagen- auf den Schotterstrecken gesehen-), lässt in mir das Gefühl aufkommen das ich mich auf den Schotterstrecken in Alaska/Kanada (und in Argentinien und Chile sind wir max. 500 km Schotter gefahren) besser aufgehoben fühle. Chile wäre eventuell noch der Norden interessant, aber ich habe Südamerika erst einmal abgeschlossen.